Der Pavillon in unseren Köpfen

Als Camera Obscura, die im Stuttgarter Schlossgarten den Bahnhofsturm auf den Kopf stellte, wurde heute vor einem Jahr „Unser Pavillon“ selbstermächtigt aufgebaut. Der containergroße Holzbau entwickelte sich im Laufe des Jahres zum Ausstellungsraum und zur Kommunikationsplattform der K21-Bewegung, wurde zumTreffpunkt kritischer und engagierter Bürger. Die Galerie Dora Asemwald veranstaltete letzten Herbst dort zwei Ausstellungen und mehrere Aktionen, die sich thematisch mit dem Widerstand gegen das Milliardenprojekt Stuttgart 21 – und natürlich Loch 21 – auseinander setzten. Mit der Räumung des Schlossgartens musste auch der Pavillon weichen, doch seine Idee lebt weiter.

Heute um 17 Uhr wollen wir sein Jubiläum feiern. Und zwar genau da, wo einst der Pavillon stand. Der Pavillonsbau hat sein temporäres Exil im Württembergischen Kunstverein gefunden, doch in unseren Köpfen ist er weiterhin dort, wo wir ihn brauchen. Einige Pavillonisten gehen in weißen Pavillon-Overalls auf die Montagsdemos, Andreas Mayer-Brennenstuhl betreibt weiterhin das offene Mikrophon – und schweigt. Pavillonistische Themen werden im Internet diskutiert und wöchentliche Treffen im Württembergischen Kunstverein sind offen für alle, die sich für die Pavillonsidee begeistern können. Jeder engagierte und offene Bürger ist aufgerufen: Werde Pavillonistin!

Zur Jubiläumsfeier werden wir den Pavillon wieder auferstehen lassen – in unseren Köpfen! Denn da, wo er einst im Schatten der Skulptur „Schichtung 107 (Stuttgarter Tor)“ des Künstlers Thomas Lenk bis zur Räumung stand, werden wir seinen Grundriss nachzeichnen. Die Ränder des Loches, dass er hinterlassen hat, werden sichtbar gemacht, wie man es auch von Umrisszeichnungen der Mordopfer am Tatort her kennt. Wie Konturen Gebäude in unserer Vorstellung hervorrufen können, hat Lars von Trier erfolgreich in seinem Film „Dogville“ gezeigt. Man braucht keine physische Architektur um eine Idee zu transportieren, oft reichen Symbole – das macht mobil und spart Ressourcen.

www.facebook.com/unser.pavillon
www.wkv-stuttgart.de

Über Dora Asemwald

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